Eine große Gruppe von Menschen posiert für ein Foto im Freien auf einer Rasenfläche, umgeben von Palmen und unter einem bewölkten Himmel. Die Gruppe besteht aus vielfältigen Männern und Frauen unterschiedlichen Alters, die überwiegend in business-casual oder formeller Kleidung gekleidet sind. Vorne wird ein weißes Banner gehalten, auf dem steht: „FUTURO – Future West African Marine Ecosystem – Co-Design Kick-Off Workshop – Saly/Senegal.“ Am unteren Rand des Banners befinden sich die Logos verschiedener unterstützender Organisationen. Rechts in der Gruppe wird eine hellblaue Fahne mit dem FUTURO-Logo gehalten.
Vom 24. bis 26. November hat das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel gemeinsam mit Projektpartner:innen aus Westafrika und Europa, u.a. auch das ZMT, einen Co-Design-Workshop für das Forschungsvorhaben FUTURO (Future West African Marine Ecosystem) im senegalesischen Küstenort Saly veranstaltet. Knapp 70 Teilnehmende waren vor Ort. | Foto: Saly Living Lab

19.12.2025 | Vom 24. bis 26. haben Projektpartner:innen aus Westafrika und Europa einen Co-Design-Workshop für das Forschungsvorhaben FUTURO (Future West African Marine Ecosystem) im senegalesischen Küstenort Saly veranstaltet. Die knapp 70 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Sektoren, darunter 50 Teilnehmende aus sieben westafrikanischen Ländern und überregionalen Organisationen, entwickelten gemeinsam konkrete Forschungsthemen und Bausteine für FUTURO. Mit dabei waren auch Forschnde des ZMT (s.u.)

Ein zentrales Element von FUTURO ist eine internationale Forschungsexpedition, die ab 2029 den tropischen Atlantik vor Westafrika über ein Jahr hinweg untersuchen wird. Als Ergebnis wurde von allen Teilnehmenden die „Saly Declaration“ verabschiedet, die zur internationalen Zusammenarbeit aufruft und wichtige Schwerpunkte sowie konkrete Elemente des Programms definiert.

Die anhaltenden Veränderungen im Meeresökosystem vor Westafrika sind komplex und herausfordernd: Steigende Temperaturen, sinkende Sauerstoffgehalte, Versauerung sowie zunehmende Überfischung prägen eine Region, die für Hunderte Millionen Menschen die Lebensgrundlage darstellt. Das vom GEOMAR gestartete internationale Forschungsprogramm FUTURO (Future West African Marine Ecosystems) nimmt diese Herausforderungen in den Blick und wird als eine der Aktivitäten ab 2029 den tropischen Atlantik mit einer groß angelegten einjährigen Schiffskampagne vor der westafrikanischen Küste untersuchen. Ziel ist es, eine wissenschaftliche Grundlage für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der westafrikanischen marinen Ökosysteme zu schaffen – insbesondere vor dem Hintergrund des sich beschleunigenden Klimawandels und Fischereidrucks.

FUTURO setzt auf Co-Design

Vor der westafrikanischen Küste befindet sich ein außerordentlich produktives und artenreiches Ökosystem, das 200 Millionen Menschen mit Nahrung versorgt. Das Untersuchungsgebiet von FUTURO umfasst daher die Gewässer von Mauretanien im Norden bis Sierra Leone im Süden und erstreckt sich bis nach Cabo Verde. Die geplante einjährige Forschungsexpedition zielt darauf ab, das Verständnis und die nachhaltige Bewirtschaftung des tropischen Auftriebsgebiets im Atlantischen Ozean vor Westafrika zu verbessern und dabei frühzeitig Akteure aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft einzubeziehen.

Daher setzt das Forschungsprogramm FUTURO von Beginn an auf einen Co-Design-Ansatz: Die Forschung wird gemeinsam mit den Menschen entwickelt, die vor Ort leben, arbeiten oder politisch Verantwortung tragen. Ein dreitägiger Workshop im senegalesischen Küstenort Saly hat in dieser Woche Vertreter:innen zahlreicher Partnerorganisationen zusammengebracht. Unter anderem waren Forschende, politische Entscheidungsträger:innen, Mitglieder zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie Vertreter:innen aus der Privatwirtschaft vertreten. Knapp 70 Teilnehmende aus den sieben westafrikanischen Ländern Cabo Verde, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Mauretanien, Senegal und Sierra Leone sowie Europa haben sich getroffen, um das FUTURO Forschungsprogramm gemeinsam zu entwickeln und zu konkretisieren.

Das ZMT war maßgeblich an der Mitorganisation des Workshops beteiligt und brachte seine langjährige Expertise in Co-Design-Ansätzen und -Methoden in die inhaltliche Gestaltung ein. Der Workshop wurde gemeinsam von Rebecca Lahl vom ZMT und Moussa Gueye aus dem Senegal moderiert. Mit Achim Schlüter, Tim Rixen und Hauke Kegler waren zudem weitere Wissenschaftler des ZMT vor Ort vertreten, brachten ihre fachliche Expertise ein, unterstützten die Ausgestaltung konkreter Projektideen und führten vertiefende Gespräche mit Partnern. Auch über den Workshop hinaus wird sich das ZMT aktiv in den weiteren Co-Design-Prozess einbringen, Projektideen gemeinsam mit den Partnern weiterentwickeln und bei der Einwerbung von Drittmitteln unterstützen.

Eine lächelnde Frau mit kurz geschnittenem, blondem Haar hält ein Mikrofon in der Hand und spricht. Sie trägt eine weiße Bluse mit grün-gelben floralen Mustern und ein Namensschild mit der Aufschrift „Rebecca Lahl, Facilitator, Germany“ sowie dem Logo von FUTURO.

Rebecca Lahl (ZMT) | Foto: Saly Living Lab

Akteure aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft zusammenführen

FUTURO ist ein offiziell anerkanntes Projekt der Ozeandekade der Vereinten Nationen unter dem Dach des panafrikanischen Dekadenprogramms „SEAWARD Africa“. Es schließt die Meeresforschungsinstitute Instituto de Mar (IMar), Cabo Verde; Centre de Recherche et de Documentation sur les Traditions Orales et les Langues de Dakar (CRODT), Senegal; Institut Mauritanien de Recherches Océanographiques et des Pêches (IMROP), Mauretanien sowie das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) aus Bremen ein.

„Co-Design bedeutet für das Projekt FUTURO, Forschungsfragen und -ansätze mit den betroffenen Menschen vor Ort als gleichberechtigten Partnern in einem interaktiven Prozess gemeinsam zu entwickeln, um Lösungen zu schaffen, die ihren tatsächlichen Bedürfnissen und lokalen Gegebenheiten entsprechen. Nur so entsteht Wissen, das auf breite Akzeptanz stößt und langfristig Wirkung entfaltet“, sagt Prof. Dr. Arne Körtzinger, Chemischer Ozeanograph am GEOMAR und wissenschaftlicher Koordinator von FUTURO.

Die „Saly Declaration“ als gemeinsames Signal

Zum Abschluss des Workshops verabschiedeten die Teilnehmenden die „Saly Declaration“ – ein starker Aufruf, sich an FUTURO zu beteiligen, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in Westafrika zu stärken und sie mit den notwendigen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu unterstützen. „Mit der Saly Declaration übernehmen wir gemeinsam Verantwortung für das bedeutende Meeresökosystem vor Westafrika, einer der produktivsten Regionen im Ozean“, so Edwin Mwashinga, Program Officer bei IOC Africa.

Wie geht es weiter?

Aktuell findet die Vorbereitungsphase der einjährigen Feldstudie statt. In den kommenden Monaten werden die Ergebnisse des Workshops in das Arbeitsprogramm sowie in die Entwicklung weiterer wissenschaftlicher Module von FUTURO einfließen. Parallel dazu arbeiten die Partnerinstitutionen unter anderem an Finanzierungsplänen und der Aufstellung von transdisziplinären Arbeitsgruppen. Die eigentliche einjährige Forschungsexpedition soll 2029 beginnen, gefolgt von einer Synthesephase, in der neue Erkenntnisse gemeinsam ausgewertet und in Handlungsempfehlungen überführt werden. Langfristiges Ziel ist die Etablierung von FUTURO als einem internationalen Programm mit starker afrikanischer Teilhabe.