Trophische Transfereffizienz im Benguelastrom
Der Vergleich der trophischen Pfade im nördlichen und südlichen Benguela Auftriebssystem und ihrer Transfer-Effizienz
TRAFFIC ist ein Projekt, an dem fünf deutsche und fünf namibische und südafrikanische Institute beteiligt sind, und das sich zur Aufgabe gestellt hat, die Gründe für die Einbrüche in den Fischereierträgen im nördlichen Benguelastrom und die starken Veränderungen auch im südlichen Teil zu verstehen und in ein zukünftiges nachhaltiges Management einzubeziehen. Küstenauftriebsgebiete erbringen etwa 20% der jährlichen Fischanlandungen und spielen damit eine erhebliche Rolle in der Nahrungsversorgung der Weltbevölkerung und für den Kohlenstoff- und Nährstoffumsatz im Ozean. Veränderungen im Südostatlantik über die letzten Jahrzehnte haben auch die Ökosystemdienstleistungen verändert, mit unterschiedlichen Konsequenzen im nördlichen und südlichen Benguelaauftriebssystem (s.o. neben der Fischerei z.B. die CO2 – Aufnahme).
Das Benguela-Auftriebsgebiet ist eines der vier hochproduktiven Küstenauftriebssysteme, dessen Exportproduktion annähernd so hoch ist, wie die im Auftriebssystem vor Peru.
Die hohe Phytoplankton-Produktivität steht aber in erstaunlichem Widerspruch zu der geringen Produktivität der höheren trophischen Ebenen: Fische, Seevögel und Robben. Nährstoffe, die im Zuge des Auftriebs an die Oberfläche gelangen, werden scheinbar schnell wieder exportiert, so dass Organismen der höheren trophischen Stufen die vorhandene Primärproduktion nicht wirksam ausnutzen können. Die Folge dieses ineffizienten Recyclings von Nährstoffen ist, dass die Biomasse des gesamten Zooplanktons im nördlichen Benguelasystem mit nur 1,3-1,8 g C m2 annährend dem globalen Mittel entsprach und Fischereierträge im Jahr 2006 bei nur ca. 0,42 Millionen Tonnen lagen. Im Auftriebsgebiet vor Peru betrug der Ertrag im selben Jahr bei ähnlicher Größe der Fischereigebiete mit 6,8 Millionen Tonnen mehr als zehnfache.
Die Ursachen für diese Entwicklung herauszufinden und zu verstehen, ist nicht nur wissenschaftlich höchst interessant. Auch für das zukünftige Management ist es entscheidend, dass die wesentlichen Prozesse und begrenzenden Faktoren in einem Ökosystem verstanden werden. Wichtige Antriebe der Prozesse sind die Struktur der Windfelder, der Auftrieb und die Stärke der Wasserströmungen.
Da die Bedingungen im nördlichen und südlichen Benguelastromsystem sehr unterschiedlich sind, lassen sich durch den Vergleich dieser komplexen trophischen Systeme und deren Wechselwirkungen mit Fischerei und Klima wichtige Erkenntnisse zur Funktion von Auftriebsgebieten wie auch ihre Rolle im globalen Kohlenstoffhaushalt gewinnen.
Das ZMT übernimmt die Gesamtkoordination in dem Projekt, das aus fünf Teilprojekten besteht, und ist an der wissenschaftlichen Fragestellung mit zwei Teilprojekten zum Kohlenstoffkreislauf und zur Rolle pelagischer Fische im Nahrungsnetz beteiligt.