Fahrt zum Ecosolidar Projekt | Foto: U. Saint-Paul
Im Auftrag des Senior Experten Service (SES) in Malawi
Der SES ist als Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit weltweit tätig (www.ses-bonn.de). Seine ehrenamtlichen Einsätze finden in erster Linie in Entwicklungs- und Schwellenländern und in Deutschland statt. SES hat sich zur Aufgabe gemacht das große Potential ehrenamtlicher Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder einer beruflichen Auszeit aktiv in die Gesellschaft einzubringen.
Alle SES-Einsätze im In- und Ausland folgen dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Ihr Ziel ist der Wissens- und Erfahrungstransfer zur Verbesserung der Zukunftsperspektiven anderer.
Über den SES war ich im vergangenen Jahr für drei Wochen in Surabaya, Indonesien am Marine Science Department an der nationalen Universität Islam Negeri Sunan Ampel. Meine Aufgabe war in erster Linie die Analyse gegenwärtiger Ausbildungs- und Forschungskonzepte und die Mithilfe bei deren Weiterentwicklung.
Anfang dieses Jahres war ich drei Wochen lang in Mzuzu, Malawien, um eine lokale NGO im Bereich der Fischwirtschaft (Fischzucht, Krankheitskontrolle, Teichanlage/Teichbau für erhöhte Fischproduktion) zu unterstützen.
ASUD (Action for Sustainable Development) ist eine lokale NGO mit drei hauptamtlichen Mitarbeitern. Neben dem Geschäftsführer, meinem Ansprechpartner, arbeiten 2-3 Praktikanten mit. ASUD wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, die Lebensbedingungen der armen Land- und Stadtbevölkerung zu verbessern. Dies geschieht über Hilfe in der Landwirtschaft und durch die Einführung der Fischzucht. ASUD verfügt in Mzuzu über ein Projektbüro.
Als sehr positiv erwiesen sich die Kombination von reinen theoretischen Schulungsmaßnahmen mit praktischen Demonstrationen im Feld. Problematisch war jedoch das Fehlen eines geeigneten geländegängigen Fahrzeugs für die Feldexkursionen. Die Straßenverhältnisse waren gerade während der Regenzeit teilweise so schlecht, daß der Privatwagen des Geschäftsführers im Schlamm stecken bliebt und Hilfe geholt werden mußte.
Die von mir besuchten Projekte erwiesen sich in der Praxis als sehr erfolgreich. Die Landbevölkerung nahm die Vorschläge von ASUD dankbar auf. Großen Wert wurde darauf gelegt, dass die Initiative von der Bevölkerung ausging, Lösungsvorschläge gemeinschaftlich diskutiert wurden und in Form gemeinsamer Arbeitseinsätze umgesetzt wurden. Ich gewann den Eindruck, dass Thomas Ngwira sehr angesehen ist und sein Ratschlag gesucht wird. Die einzelnen Projekte sind jeweils sehr klein und werden von lokalen aber auch internationalen Spendern und Organisationen unterstützt. Interessant fand ich die Idee des Aufbaus eines Ausbildungs- und Marketingzentrum für die langwirtschaftliche Bevölkerung. Ein entsprechendes Stück Land befindet sich bereits im Besitz der NGO. Auf dem Land sind bereits verschiedene Nutzpflanzen angebaut. Für den Bau eines Schulungsgebäudes fehlen aber die Mittel.
Großer Mangel jedoch besteht durch die fehlende Ausstattung (Möbel, Computer, Internet) des Projektbüros. Vor allem erschwert der fehlende Geländewagen den notwendigen Besuch der einzelnen Projekte.
Die Feldexkursionen haben folgende Problemfelder deutlich gemacht:
- Der Teichbau muß noch so optimiert werden, daß die Teiche zur Abfischung komplett entleert werden können. Dies ist auch für notwendige Hegemaßnahmen unabkömmlich.
- Gegenwärtig werden die Teiche mit Tilapia besetzt. Dies ist auch sinnvoll, da diese Fischart dort heimisch ist und von der Bevölkerung gerne akzeptiert wird. Da Tilapia bereits sehr jung geschlechtsreif wird, kommt es in den Teichen zu unkontrolliertem Ablaichen. Das erschwert die Abwachskontrolle bzw. macht diese unmöglich. Ich empfahl den schnellen Wechsel zu monosex (♂) Tilapia. Dies verhindert das unkontrollierte Ablaichen und den Zuwachsverlust durch Gonadenreifung.
- Die Teichproduktion wird in keiner Weise dokumentiert. Hierzu gehören Anfangs- und Endgewicht, Längenzuwachs, Sterblichkeit und Futtermitteleinsatz. Nur so ist eine zuverlässige Abschätzung des Produktionserfolgs möglich.
Es war ein dreiwöchiger interessanter aber auch anstrengender Aufenthalt. Ich erhielt detaillierten Einblick in die dortigen Lebensbedingungen und konnte erfahren, daß Entwicklungshilfe auch ohne große technische und finanzielle Unterstützung möglich ist. Wenn auch sehr mühsam.
Inwieweit meine Unterstützung erfolgreich war wird die Zukunft zeigen.
Text und Fotos: Prof. em. Ulrich Saint-Paul