05.11.2018 | Vom 1. bis 2. November veranstaltete das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) im Bremer Haus der Wissenschaft eine zweitägige Tagung zum Thema tropische Korallenriffe. Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichteten beim „CAPTURE Kolloquium“ von ihrer Forschung über den Nutzen der Korallenriffe, ihren Schutz und die Restauration dieser empfindlichen Ökosysteme. Veranstaltungen für die breite Öffentlichkeit wie etwa eine 360°-Filmvorführung, eine Fotoausstellung über Tiere in Korallenriffen und Skulpturen von Schülerinnen und Schülern, die sich mit dem Thema Plastik im Meer auseinander gesetzt haben, ergänzten den wissenschaftlichen Teil der Tagung.
Hier finden Sie das CAPTURE Colloquium Programm
Nahezu ein Drittel der Korallenriffe weltweit gelten aufgrund menschlicher Einflüsse bereits als stark beschädigt. Klimamodelle sagen das Ausbleichen von rund 90% aller Riffe bis Mitte des Jahrhunderts voraus. Als Beitrag zum „Internationalen Jahr des Riffes (IYOR 2018)“ wird das ZMT am 1. und 2. November Forschende aus aller Welt im Haus der Wissenschaft versammeln, um neueste Ergebnisse aus der Riffforschung zu präsentieren und aufzuzeigen, warum die Zerstörung und der Schutz der Korallenriffe nicht nur Nationen in den Tropen, sondern auch Europa und die ganze Welt betreffen.
„Unser Kolloquium ging nicht nur den Wert der Korallenriffe für Mensch und Umwelt aufzeigen, wir haben auch darüber diskutiert, wie wir Forschenden am effektivsten auf ihren schnellen Rückgang reagieren können “, so Dr. Sonia Bejarano, Organisatorin der Tagung und Leiterin der Arbeitsgruppe Riffsysteme am ZMT.
Die Themen der wissenschaftlichen Vorträge umfassten zum einen den Nutzen der Korallenriffe, zum anderen den Schutz und die Restauration dieser empfindlichen Ökosysteme. Welche Rolle spielen Riffe für Tourismus und Wirtschaft und für die Gewinnung neuer Medikamente? Welchen Beitrag leistet die Korallenrifffischerei zur Ernährungssicherheit der Menschen in den Tropen? Wie schützen komplexe Riffstrukturen die Küsten bei steigendem Meeresspiegel? Was passiert, wenn Tierarten aus tropischen Riffen in Richtung Pole wandern? Welche Rettungsmaßnahmen für Korallenriffe könnten tatsächlich Erfolg bringen? Und wie kann die Forschung dazu beitragen, Korallen widerstandsfähiger zu machen?
Dies waren nur einige der Fragen, mit denen sich die Korallenriff-Experten aus Australien, Chile, Deutschland, Großbritannien, Indien, Italien, Kanada, Kolumbien und den USA auf der Tagung beschäftigten.
Virtual Reality, Skulpturen und eine Fotoausstellung
Parallel zur Konferenz zeigt die Ausstellung „Tiere im Korallenriff – Kunstwerke der Natur“, wie vielfältig die Arten und die enorme Form- und Farbenpracht der Tiere in tropischen Korallenriffen sind. Ob es sich um aparte geometrische Muster, skurrile Körperformen oder mutige Farbkombinationen handelt – vor dem Auge des Betrachters entfalten sich abstrakte Kunstwerke.
Besucherinnen und Besucher konnten auch selbst auf einen virtuellen Tauchgang durchs Korallenriff gehen. Zusammen mit der preisgekrönten Filmagentur „The Jetlagged“ hat das ZMT einen 360°-Film produziert, der in einem Korallenriff in Indonesien aufgenommen wurde. Mit Virtual-Reality-Brillen konnte das Publikum den Film anschauen und am 2. November auch die Filmemacher treffen. Claudia und Hendrik Schmitt von „The Jetlagged“ berichteten, wie das Medium „virtueller Film“ eingesetzt werden kann, um auch den Laien Korallenriff-Forschung nahe zu bringen.
Eine Schulklasse des Luisen-Gymnasiums in Hamburg hatte sich am ZMT über die Auswirkungen von Plastik und Mikroplastik in tropischen Meeren informiert und auf Basis ihres Austauschs mit Riffökologin Sonia Bejarano verschiedene Skulpturen entworfen, um die Problematik zu veranschaulichen. Einige der Schülerinnen und Schüler waren mit ihrem Lehrer nach Bremen gekommen und präsentierten ihre Werke am Nachmittag des 1. November vor Ort. Die Skulpturen entstanden im Rahmen des Schulprofils „System Erde-Mensch“.
Anlass für diese Reihe von Veranstaltungen ist das „Internationale Jahr des Riffs“, das die „International Coral Reef Initiative“ für 2018 ausgerufen hat, um das globale Bewusstsein für die Bedeutung und die Bedrohung der Korallenriffe zu schärfen.