17.04.2019 | In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern startete das ZMT kürzlich eines der ersten 'Citizen Science'-Projekte zur Beobachtung und Untersuchung von Seegraswiesen, an dem sich 26 Einheimische auf der chinesischen Insel Hainan beteiligten. Seegraswiesen sind hochproduktive Küstenlebensräume, die zum einen Küstenschutz vor Erosion und Stürmen, zum anderen Lebensraum für eine Vielzahl von Fischen und Weichtieren bieten. Als sogenannte Kohlenstoffsenken nehmen sie CO2 aus der Atmosphäre auf und haben dadurch einen positiven Einfluss auf das Klima.
Studien von ZMT-Forschenden haben gezeigt, dass Seegraswiesen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen sind. Besonders schwerwiegend ist dies in Südostasien. Für den zukünftigen Schutz der Seegras-Ökosysteme ist es daher notwendig, lokale Akteure einzubeziehen.
In einem ersten Schritt nahmen 15 Freiwillige und neun Ranger lokaler Naturschutzgebiete an einem Trainingsworkshop teil, der von Dr. Jialin Zhang organisiert wurde, eine der Expertinnen für Wissensaustausch am ZMT. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten die Ökologie der Seegrasarten und geeignete Untersuchungsmethoden kennen. Zudem wurden zwei Orte für das Monitoring bestimmt, an denen pro Standort mehrere 50cm x 50cm Quadrate entlang von drei parallelen 50m Transekten platziert wurden. Diese Transekte werden von den 26 Einheimischen zwei Jahre lang in regelmäßigen Abständen auf Seegrasvielfalt und Bewuchs und Höhe der Seegrasfläche untersucht. Im Lokalradio in Hainan machte Dr. Zhang zudem auf die Aktion aufmerksam, um weitere Interessenten zu gewinnen.
Dieses Beispiel von 'Citizen Science' bringt Öffentlichkeitsarbeit und wissenschaftliche Datenerhebung zusammen, um das Wissen über den Wert von Seegras zu fördern. Es bietet einer interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit, Forschung zu unterstützen, und hilft Forschenden, wissenschaftliche und lokale Erkenntnisse zu integrieren und lokale Interessenvertreter für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen zu gewinnen.
'Citizen Science' ist eine der Maßnahmen, die im Rahmen des deutsch-chinesischen Kooperationsprojekts TICAS (Tackling Environmental Change Issues of Chinas Coastal Aquatic Systems) angewendet werden, um verschiedene Interessengruppen vor Ort zu beteiligen. TICAS steht unter der Leitung von ZMT-Wissenschaftler Dr. Tim Jennerjahn und wird gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der chinesischen Staatlichen Ozeanverwaltung (SOA) finanziert.
Das Monitoring der Seegraswiesen in Hainan hat zum Ziel, das Bewusstsein der Bevölkerung für die wichtige Rolle gesunder Küstenökosysteme zu schärfen und so eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu schaffen. Es stärkt den Transfer neu gewonnener Erkenntnisse aus dem deutsch-chinesischen Forschungsprojekt ECOLOC (Environmental Change Affecting COastal Ecosystems of Tropical China during the Anthropocene) an verschiedene Stakeholder vor Ort und stützt sich so auch auf deren Feedback, um Umweltprobleme und weiteren Forschungsbedarf zu identifizieren.