29.01.2018 | Am 28. Januar wurde auf der boot Düsseldorf, der weltweit größten Wassersportmesse, das Internationale Jahr des Riffes (International Year of the Reef – IYOR 2018) in Deutschland offiziell eröffnet. Diese weltweite Initiative, die erstmalig 1997 ausgerufen wurde, findet nun bereits zum dritten Mal statt.
Der Anlass ist durchaus dramatisch: in den vergangenen zwei Jahren ereignete sich die schwerste jemals beobachtete globale Korallenriffbleiche. Über 90% des Großen Barriereriffs in Australien, des größten zusammenhängenden Riffkomplexes der Welt, waren davon betroffen, wie auch viele andere Riffe rund um den Globus. Jüngste Studien haben gezeigt, dass die Häufigkeit solcher Massenbleichen immer weiter zunimmt und den Riffen kaum noch Zeit lässt, sich zu erholen.
Doch diese massiven Auswirkungen des Klimawandels sind nicht die einzigen vom Menschen verursachten Probleme, mit denen Korallenriffe zu kämpfen haben: Überfischung, zerstörerische Fischereimethoden, Küstenbebauung, Verschmutzung oder Einträge aus der Landwirtschaft bedrohen inzwischen rund zwei Drittel aller Riffe weltweit. Damit droht der weitgehende Verlust des artenreichsten marinen Lebensraumes.
„Dies zu verhindern erfordert entschlossenes Handeln auf globaler ebenso wie auf lokaler Ebene“, erklärt Dr. Sebastian Ferse, Riffökologe am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung. „Das IYOR 2018 soll dazu dienen, die verheerenden Prognosen für Korallenriffe und ihre Auswirkungen auf Natur und Mensch sowie mögliche Handlungsoptionen in der Gesellschaft bekannter zu machen.“
Die offizielle Eröffnung fand unter der Schirmherrschaft des Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST) statt. Auf der Bühne gaben führende deutsche Korallenriffforscher eine kurze Einführung in das Thema und stellten verschiedene Managementoptionen sowie Möglichkeiten vor, mit denen auch jeder Einzelne zum Schutz der Riffe beitragen kann.
Die boot stellt einen passenden Rahmen für die Eröffnung des IYOR 2018 dar. Immerhin werden über 36 Milliarden US$ jedes Jahr durch Riff-Tourismus erzielt. Korallenriffe tragen zum Lebensunterhalt von einer halben Milliarde Menschen bei und sind mit Ökosystemdienstleistungen wie Küstenschutz in Höhe von geschätzten 600.000 US$ pro Quadratkilometer und Jahr das wertvollste Ökosystem des Planeten. Obwohl sie weniger als 0,1% der Ozeanfläche bedecken, beherbergen sie ein Drittel der marinen Fischarten.
Rund 30% der Riffe weltweit gelten bereits aufgrund von menschlichen Einflüssen als zerstört, und Klimamodelle sagen ein regelmäßiges Ausbleichen von nahezu 90% aller Riffe bis Mitte des Jahrhunderts voraus. „Umso dringender sind daher verstärkte Schutz- und Managementanstrengungen für die verbleibenden Riffe“, sagt Sebastian Ferse. „Jeder Einzelne kann hierzu konkrete Schritte unternehmen und zum Beispiel durch sein Verhalten den CO2-Ausstoß reduzieren, Plastikmüll vermeiden, umsichtig tauchen, auf Souvenirs aus Korallenriffen verzichten oder Riffschutzprojekte unterstützen.“
Weitere Informationen bietet die offizielle Webseite des Jahr des Riffes, www.iyor2018.de. Dort sind zum Beispiel Veranstaltungen und Lehrmaterialien aufgeführt sowie weiterführende Links zu den unterstützenden Einrichtungen. Unter anderem gibt es auch die Möglichkeit, Riff-Forscherinnen und -Forscher für Vorträge an Schulen, in Vereinen und anderen Einrichtungen einzuladen.