Prof. em. Dr. Gotthilf Hempel beim einem seiner Dämmerschoppen | Foto: M. Sabelhaus
„Über Geld wird nicht gesprochen, Personalfragen, Stellenbesetzungen und Institutspolitik sind tabu, wir konzentrieren uns für zwei Stunden auf den Wissenschaftlichen Dialog.“ Für seinen Dämmerschoppen hat Prof. em. Dr. Gotthilf Hempel klare Regeln aufgestellt. Einmal im Monat (donnerstags von fünf bis sieben), lädt Professor Gotthilf Hempel zum meeresökologischen Dämmerschoppen ans ZMT in Bremen ein. Jedes Mal versammeln sich rund ein Dutzend Meeresforscherinnen und -forscher sich zum wissenschaftlichen Gespräch. Sie kommen vorwiegend aus dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und dem Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung, beides Gründungen von Professor Hempel. Die wissenschaftlichen Dämmerschoppen rief der Meeresbiologe vor 40 Jahren in Kiel ins Leben und erweckte sie mit seiner Frau vor zehn Jahren in Bremen wieder.
Das Format ist denkbar einfach: Eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler referiert — ohne Power-Point-Folien und andere visuelle Hilfen — zu einem aktuellen Thema. Schnell wird aus dem Referat eine Diskussion, freimütig und angeregt, immer auf Deutsch und ohne Abkürzungen. Den jüngeren Teilnehmern ist das fremd, denn in den modernen meereswissenschaftlichen Diskussionen sind Englisch und Akronyme üblich. Die Themen sind so vielfältig wie die Runde selbst und reichen vom Bakterienleben im Meeresschnee über die Nützlichkeit von Meeresschutzgebieten bis zu den Wanderungen peruanischer Muschelfischer.
Interdisziplinarität steht im Vordergrund. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Doktoranden bis zum Emeritus lassen sich gern von Gotthilf Hempel zu der Veranstaltung einladen. Auf die Mischung kommt es an.
Der wissenschaftliche Diskurs des Dämmerschoppens lebt nicht nur von dem versammelten Fachwissen, sondern auch von Hempels Moderation mit Wortwitz und ansteckender Begeisterung für das Forschen.
Gotthilf Hempels Dämmerschoppen seien legendär, sind sich viele der Forschenden aus der Region einig. Manche wie beispielsweise Dr. Andreas Kunzmann vom ZMT oder Dr. Christopher Zimmermann vom Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock haben bereits zu Zeiten der Promotion bei ihrem Doktorvater Hempel an diesem wissenschaftlichen Salon der alten Schule teilgenommen.
Am 15. März begeht der Bremer Dämmerschoppen sein 100. Jubiläum. Diesmal wird Prof. Dr. Volker Storch von der Universität Heidelberg zum Thema „Die Eroberung von Lebensräumen und die Evolution von Lebensgemeinschaften“ referieren. Drei Milliarden Jahre Geschichte des Lebens liefern reichlich Gesprächsstoff.