02.08.2022 | Der Klimawandel trifft tropische Küstengebiete hart: Anstieg des Meeresspiegels, Versauerung der Ozeane, klimatische Extremereignisse, Korallenbleiche und -sterben sind alles Auswirkungen, die die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen bedrohen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssen entsprechende Forschungsergebnisse auch in politische und praktische Entscheidungen einfließen.
In einem kürzlich in der Fachzeitschrift Environmental Science and Policy veröffentlichten Artikel haben ZMT-Forscher und ihre Projektpartner einen Rahmen für den Wissensaustausch vorgeschlagen, um die Übernahme wissenschaftlicher Erkenntnisse durch Politik und Praxis zu fördern. Dieser Rahmen wurde im deutsch-chinesischen Kooperationsprojekt TICAS (Tackling environmental change Issues of China's coastal Aquatic Systems: networking, capacity building and knowledge exchange) entwickelt, das von Dr. Tim Jennerjahn am ZMT geleitet wird.
Trotz einer zunehmenden Zahl theoretischer Studien zum Wissensaustausch und eines verbesserten konzeptionellen Verständnisses gibt es immer noch sehr wenige praktische Anleitungen für die Gestaltung und Umsetzung von Forschungsprojekten, die einen aktiven Wissensaustausch ermöglichen. Der vorliegende Rahmen kann diese Lücke schließen, indem er ein standardisiertes, praxisbezogenes konzeptionelles Instrument zur Verfügung stellt, um Wissenschaft, Politik und Praxis in wechselseitigen Interaktionen zu verbinden. Im Artikel werden Hindernisse für die erfolgreiche Anwendung des Rahmens erörtert, die insbesondere mit der Art des Wissens, dem institutionellen und kulturellen Kontext und den Ressourcenfaktoren einhergehen können. Schließlich wird auch festgestellt, dass relevante, zugängliche Forschungsergebnisse und die Einbeziehung eines geeigneten Vermittlers eine wesentliche Rolle spielen.
"Diese Studie kann uns helfen, die Prozesse und Mechanismen des Wissensaustauschs vor Ort besser zu verstehen", sagt Dr. Jialin Zhang, TICAS-Koordinatorin am ZMT. "In einem nächsten Schritt werden wir die Projektergebnisse auswerten, um die Auswirkungen der Bemühungen um den Wissensaustausch aufzuzeigen.“
"Die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wird meist von guten Absichten und einer starken Motivation getragen. Der Erfolg solcher Bemühungen wird jedoch oft durch den Mangel an Konzepten und Erfahrungen behindert", so Dr. Tim Jennerjahn. "Hier setzt unser Rahmenwerk an und gibt praktische Hilfestellung."
Das Office for Knowledge Exchange (OKE) des ZMT baut Kapazitäten auf und unterstützt den Wissensaustausch konzeptionell und praktisch. Rebecca Lahl, die Leiterin des OKE, sagt: "TICAS, ein Flaggschiffprojekt für den Wissensaustausch am ZMT, bietet uns Raum, um die Einbindung von Stakeholdern gründlich zu planen, mit verschiedenen Techniken des Wissensaustauschs zu experimentieren und sie zu evaluieren. Nicht nur wir, sondern auch unsere chinesischen Partner und die Stakeholder erforschen und lernen dabei."
Publikation:
Zhang, Jialin, Bevis Fedder, Daoru Wang, and Tim C. Jennerjahn. 2022. 'A knowledge exchange framework to connect research, policy, and practice, developed through the example of the Chinese island of Hainan', Environmental Science & Policy, 136: 530-41. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1462901122002234