09.11.2018 | Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) koordiniert das neue Verbundprojekt TRAFFIC, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahre mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus insgesamt neun Forschungsinstitutionen in Deutschland und dem südlichen Afrika werden die Folgen der globalen Umweltveränderungen auf das nördliche und südliche Auftriebsgebiet des Benguela-Stroms und die Küstenfischerei in Namibia und Südafrika untersuchen.
Das Auftriebsgebiet des Benguela-Stroms vor der südlichen Westküste Afrikas gilt als eines der weltweit produktivsten marinen Ökosysteme. Für die Küstenbewohner der angrenzenden Länder Angola, Namibia und Südafrika ist der Fischfang eine lebenswichtige Einnahmequelle. In den vergangenen Jahrzehnten gingen jedoch die Anlandungen in der Region stark zurück, von rund 5 Millionen Tonnen am Ende der 1960er Jahre auf heute zirka 1,7 Millionen Tonnen.
„Die Fischer der Benguela-Region klagen über stetig sinkende Erträge, die aber nicht allein auf Überfischung zurückzuführen sind, denn das Fischereimanagement in Namibia und Südafrika ist heute recht effektiv“, berichtet Dr. Werner Ekau, Fischereibiologie am ZMT und Koordinator des Verbundprojekts. „In den letzten Jahrzehnten haben globale Umweltveränderungen, wie steigende Wassertemperaturen und sinkender Sauerstoffgehalt, auch die Ökosystemdienstleistungen im Südostatlantik stark beeinflusst, mit unterschiedlichen Konsequenzen für das nördliche und das südliche Benguela-Auftriebssystem. Nicht nur die Fischerei leidet darunter, auch die CO2-Aufnahme wird durch diese Veränderungen beeinträchtigt.“
Die Forscherinnen und Forscher in Deutschland, Namibia und Südafrika haben sich zum Ziel gesetzt, mehr über die Gründe für die Einbrüche in den Fischereierträgen im nördlichen Benguela-Strom herauszufinden und die einschneidenden Veränderungen im südlichen Teil des Auftriebsgebietes zu verstehen. „Die komplexen Prozesse im Benguela-Strom werden insbesondere durch die Winde, den Auftrieb und die Stärke der Wasserströmungen beeinflusst“, so Ekau.
Die Ursachen für diese Entwicklungen aufzuspüren und zu verstehen, ist nicht nur für die Wissenschaft von Bedeutung. Auch für das zukünftige Fischereimanagement ist es entscheidend, die wesentlichen Prozesse und begrenzenden Faktoren im Benguela-Auftriebssystem nachvollziehen zu können. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen daher auch in ein nachhaltiges Ökosystem-Management in der Region einbezogen werden.
Über das Verbundproject TRAFFIC (Trophic Transfer Efficiency in the Benguela Current / Trophische Transfereffizienz im Benguelastrom):
Neben dem ZMT zählen das Institut für Marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften (Universität Hamburg), das BreMarE-Institut (Universität Bremen) und das Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven zu den deutschen Partnern im TRAFFIC-Projekt. In Südafrika sind die Universität Kapstadt (UCT) sowie die Ministerien für Umweltangelegenheiten (DEA) und für Land-, Forstwirtschaft und Fischerei (DAFF) an der Forschung beteiligt. Namibia ist mit dem National Museum, Information and Research Centre of the Ministry of Fisheries (NatMirc) und der Universität von Namibia (UNAM) vertreten.
Das TRAFFIC-Projekt ist Teil von SPACES (Science Partnerships for the Assessment of Complex Earth System Processes), dem bilateralen Programm zur Zusammenarbeit mit dem südlichen Afrika in der Meeresforschung. Während der Auftaktveranstaltung des Projekts am 5. Dezember in Polokwane, Südafrika, wurde Werner Ekau zu einem der wissenschaftlichen Sprecher des Programms gewählt.