Debora Benjamen bei der Feldarbeit in Tansania.
Debora Benjamen bei der Feldarbeit in Tansania.

30.06.2023 | Im Rahmen des Klimaschutzstipendiums für angehende Führungskräfte der renommierten Alexander von Humboldt-Stiftung möchte Debora Benjamen während eines einjährigen Aufenthaltes in der Arbeitsgruppe "Ökologische Biogeochemie" am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) die wissenschaftlichen Grundlagen für ein gemeindebasiertes Blue Carbon-Projekt in ihrem Heimatland Tansania angehen. Betreut wird sie dabei von Dr. Tim Jennerjahn. Benjamen hat einen Master in "Marine and Lacustrine Sciences and Management" von der Freien Universität Brüssel und arbeitet als Blue Carbon Consultant bei der NGO Aqua Farms Organization (AFO, https://afo.or.tz/).

Die AFO hat sich zum Ziel gesetzt, Entwicklung und Ernährungssicherheit durch umweltfreundliche Aquakultur und nachhaltige Fischerei zu gewährleisten. In Tansania, wie auch in vielen anderen Ländern, sind die Mangrovenwälder durch Abholzung, Umwandlung in Aquakulturteiche und Überfischung bedroht. Inzwischen hat man jedoch die vielfältigen Ökosystemfunktionen und -leistungen der Mangroven, die für Mensch und Natur wichtig sind, erkannt und bemüht sich verstärkt um ihren Schutz und eine nachhaltigere Nutzung. Infolgedessen ging die AFO eine Partnerschaft mit der "Ocean Risk and Resilience Action Alliance (ORRA)" ein, um ein Blue Carbon-Projekt in Tansania einzurichten, mit dem Ziel, Mangroven wiederherzustellen und lokale Gemeinschaften zu unterstützen.

Von zentraler Bedeutung ist die Funktion der Mangroven als eine der effizientesten natürlichen Kohlenstoffsenken der Erde. Sie können mehr vom Menschen freigesetztes Kohlendioxid (CO2) aufnehmen als viele andere Ökosysteme und es über Jahrhunderte oder Jahrtausende in ihren Sedimenten speichern. Auf diese Weise tragen sie erheblich zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels bei. Inzwischen haben Politik und Gesellschaft diese wichtige Funktion erkannt und entwickeln sie als marktbasiertes Finanzinstrument in der Klimapolitik in sogenannten "Blue Carbon"-Projekten.

"Blue Carbon" ist das CO2, das in bewachsenen Küstenökosystemen wie Mangrovenwälder, Gezeitenmarschen und Seegraswiesen aufgenommen und in deren Biomasse und den Sedimenten gebunden und gespeichert wird. Bei Blue Carbon-Projekten zielen die menschlichen Eingriffe darauf ab, das Ökosystem zu erhalten, um zusätzliche CO2-Emissionen bei weiterer Schädigung des Ökosystems zu vermeiden, und die Kohlenstoffspeicherung zu erhöhen, z. B. durch das Anpflanzen von Mangrovenbäumen. Durch die erhöhte CO2-Speicherung kann ein solches Projekt Kohlenstoffzertifikate generieren, die verkauft werden können. Der Käufer, der Kohlenstoffneutralität anstrebt, kann diese Gutschriften dann zum Ausgleich seiner eigenen Emissionen verwenden.

Um ein ernstzunehmendes und attraktives Blue Carbon-Projekt für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt zu entwickeln, ist es wichtig, international anerkannten Standards zu folgen. Dies wiederum erfordert eine solide wissenschaftliche Grundlage. Debora Benjamen und die AFO wollen in ihrem Blue Carbon-Projekt die Mangrovenwälder in Buyuni, Mbweni und Kunduchi rund um Tansanias Wirtschaftshauptstadt Dar es Salaam schützen und wiederherstellen, um die Kohlenstoffspeicherung des Ökosystems zu erhöhen und die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung zu erhalten. In diesen Regionen wurden die Pflanzen und Sedimente beprobt. Die Proben werden nun in den Labors des ZMT auf ihren Kohlenstoffgehalt und ihre biogeochemische Zusammensetzung untersucht. Daraus können die Kohlenstoffvorräte und Kohlenstoffakkumulationsraten dann berechnet und als Grundlage für die Entwicklung eines Handelssystems für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt verwendet werden.