12.04.2023 | Der Neubau des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) nimmt Gestalt an. In einem europaweiten Architekturwettbewerb wurden zum Jahreswechsel drei Entwürfe für das neue ZMT-Gebäude von einer Fachjury ausgewählt und mit Preisen bedacht. Jetzt steht fest: SWAP Architektur aus Wien wird das Gebäude entwerfen. Das Neubauvorhaben umfasst knapp 6.500 Quadratmeter und hat einen Finanzrahmen von 34,8 Mio Euro. Der Bund und das Land Bremen teilen sich die Finanzierung. Der Landesanteil wird von der Senatorin für Wissenschaft und Häfen übernommen.
In der Otto-Hahn-Allee im Bremer Stadtteil Horn-Lehe soll das neue Gebäude des ZMT entstehen. Für den vom Bund und dem Land Bremen finanzierten Bau wurde ein europaweiter Architekturwettbewerb in einem Vergabeverfahren nach Vergabeverordnung ausgeschrieben.
Der Entwurf des Architekturbüros SWAP aus Wien wurde von der Jury unter Leitung von Professorin Katja-Annika Pahl (Hochschule Bremen) mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Den zweiten Preis erhielten gmp Architekten aus Hamburg, der dritte Platz ging an das Münchner Büro Nickl & Partner Architekten.
Für den Architekturwettbewerb bewarben sich 28 Büros, zwölf Büros wurden zur Teilnahme eingeladen, von denen sich acht mit Entwürfen beteiligten. Ein Preisgericht bestehend aus Fach- und Sachpreisrichtenden entschied sich schließlich für die drei genannten Gewinner.
Im Anschluss an den Wettbewerb und unter Würdigung der Empfehlungen des Preisgerichtes wurde das Verhandlungsverfahren mit den Preisträgern durchgeführt. Nach dessen Abschluss hat der Träger des ersten Preises, SWAP Architektur, jetzt den Zuschlag zur Realisierung des Bauvorhabens erhalten.
Zu den Herausforderungen des Wettbewerbs gehörte, alle derzeit auf insgesamt fünf Standorte verteilten 160 Mitarbeitenden des ZMT an einem Standort zusammenzuführen und ein Gebäude für alle Beschäftigten des Instituts zu konzipieren mit adäquater Infrastruktur, Ausstattung und Versorgung sowie Technik für ein Forschungsinstitut. Eines der Markenzeichen des ZMT sind moderne Laborkapazitäten, die funktional gut in die künftige Heimat integriert werden müssen.
Das neue Gebäude muss also sowohl eine Ausbauperspektive aufweisen als auch funktional variable Räume für die neue Arbeitswelt bieten, in der das Home-Office weiter praktiziert wird und viele internationale Gäste am ZMT arbeiten. Insofern sollen alle Raumstandards ausbaufähig, wandelbar und flexibel sein. Sie müssen dem interdisziplinären und kooperativen Ansatz des ZMT in seiner wissenschaftlichen Arbeit gerecht werden. Selbstverständlich soll der Neubau barrierefrei konzipiert werden. Und: das ZMT hat hohe Ansprüche an Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowohl im Bau als auch im Betrieb seines neuen Gebäudes und dem zugehörigen Freiraum.
Der ausgewählte Entwurf von SWAP Architektur erfüllt durch eine sehr kluge Gliederung der einzelnen Funktionsbereiche von den Büroflächen über die Labore bis hin zu den Werkstätten die Erwartungen des ZMT. Einerseits wird hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit im ZMT gefördert, andererseits ermöglicht das Gebäudelayout eine hohe Anpassungsfähigkeit an mögliche zukünftige Nutzungsänderungen. Die von den Architekten gewählten Gestaltungselemente verleihen dem neuen Haus im Technologiepark einen eigenständigen Auftritt, ohne den städtebaulichen Kontext des Quartiers außer Acht zu lassen. Die Gebäudekonstruktion ist in Holzhybridbauweise vorgesehen, der serielle Einsatz von Bauteilen ist möglich. Der kompakte und robuste Gebäudeentwurf zeichnet sich insgesamt durch hohe wirtschaftliche Kennziffern aus.
Visualisierung des neuen Gebäudes des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in der Innenansicht.
Copyright: Expressiv GmbH
„Der Entwurf für das neue ZMT verknüpft eine hervorragende gestalterische und funktionale Qualität mit den aktuellen Anforderungen an klimagerechtes und wirtschaftliches Bauen. Er gibt der bedeutsamen Forschungseinrichtung ein eigenes Antlitz im Technologiepark an der Universität Bremen und verspricht beste Bedingungen für das naturwissenschaftliche Forschen und Kommunizieren einer weltweit agierenden Gemeinschaft. Ich freue mich sehr, dass mit diesem Projekt eine bemerkenswerte und vorbildliche Architektur entsteht, die einen Meilenstein der Bremer Baukultur darstellen kann“, sagt Senatsbaudirektorin, Prof. Dr. Iris Reuther.
„Wir freuen uns, dass auf dem Weg zu einem neuen Gebäude für alle Mitarbeitenden des ZMT nach einem spannenden Architektenwettbewerb nun ein exzellenter Entwurf vorliegt, mit dem wir gemeinsam mit dem Land Bremen jetzt in die weitere Planung des ZMT-Neubaus gehen können“, so die Geschäftsführung des Forschungsinstituts, bestehend aus Prof. Dr. Raimund Bleischwitz und Dr. Nicolas Dittert. „Mit der Entscheidung der Jury und dem anschließenden Verhandlungsverfahren sind wir mehr als zufrieden. Die Architektur hat das besondere Element mit Augenmaß, dem das ZMT sich verbunden fühlt. Wir danken dem Land Bremen und dem Bund für die Finanzierung des Vorhabens und allen beteiligten Akteuren für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Nun freuen wir uns auf die Umsetzung des neuen Gebäudes gemeinsam mit allen beteiligten Partnern und unseren Mitarbeitenden.“
Georg Unterhohenwarter von SWAP Architektur sagt zusammenfassend: „Wir haben für das ZMT ein nachhaltiges Institutsgebäude in Holzhybridbauweise entwickelt, das die Haltung des Zentrums in seinem Außen und Innen für alle lesbar und erlebbar macht. Wir haben Wert darauf gelegt, die Grundsätze des ZMT widerzuspiegeln, einem Ort, an dem der Schutz und die nachhaltige Nutzung tropischer Ökosysteme erforscht werden. Auch in der Arbeit von SWAP Architektur ist der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ein zentrales Element. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und die Umsetzung dieses interdisziplinären Forschungszentrums.“
Über SWAP Architektur:
SWAP Architektur ist ein international tätiges Architekturbüro mit Sitz in Wien, das die Bereiche Gesundheit, Labor, Büro, Bildung und Wohnen mit der Entwicklung digitaler Planungswerkzeuge verbindet. SWAP verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, mit dem immanenten Bestreben langlebige, nachhaltige und qualitätsvolle Gebäude zu entwickeln. Das Team rund um die Partner Christoph Falkner, Rainer Maria Fröhlich, Thomas Grasl und Georg Unterhohenwarter versucht bei jedem Projekt, alte Fixierungen aufzubrechen, neueste Technologien anzuwenden und Rohstoffe sorgsam einzusetzen. Im Mittelpunkt steht der Mensch, der Raum erlebt. Denn Architektur soll eine Anregung sein, eine Aufforderung dazu, mit anderen den eigenen Raum zu definieren: der Raum bist Du.
›swap‹ aus dem Englischen: wechseln, tauschen, austauschen