Mehrere Personen befinden sich auf einem hölzernen Steg an einem klaren See und bereiten sich auf einen Tauchgang vor oder unterstützen dabei. Zwei Taucher in schwarzen Neoprenanzügen mit kompletter Tauchausrüstung sitzen am Rand des Stegs, einer mit grünen Flossen im Wasser. Eine weitere Person im Neoprenanzug steht dahinter und hilft bei der Ausrüstung. Drei Personen in Freizeitkleidung stehen oder knien in der Nähe und halten orangefarbene Sicherheitsleinen, die mit den Tauchern verbunden sind. Im Hintergrund sind ein bewaldetes Ufer, einige Windräder und ein teils bewölkter blauer Himmel zu sehen.
Forschungstauchkurs am Bremer Stadtwaldsee | Foto: Ulla Tiedemann

Ein Tag beim Forschungstauchen am Bremer Stadtwaldsee

Am Ufer des Bremer Stadtwaldsees stapeln sich schwarze Wannen, gefüllt mit Neoprenanzügen, Masken und Werkzeugen. Daneben stehen frisch gefüllte Pressluftflaschen. Noch bevor die ersten Taucher:innen ins Wasser gehen, herrscht geschäftiges Treiben: prüfen, sortieren, vorbereiten.

Die zwölf Teilnehmenden trainieren in Vierer-Teams. Jede und jeder übernimmt im Wechsel die Rollen: Einsatz- und Sicherungstaucher:in, Leinenführer:in, Taucheinsatzleitung. „Rather take your time, before rushing into it. Be quick but don’t hurry“, ruft Konrad, einer der Auszubildenden, bevor die Gruppe ins Wasser geht.

Zwei Teams legen 25 m Transekte aus – lange Massbänder, entlang derer Proben genommen oder Bestandsaufnahmen gemacht werden. Das dritte Team probiert handwerkliche Arbeiten aus: sägen, bohren, schrauben unter Wasser. Eine ungewohnte Erfahrung, denn jede Bewegung wird vom Wasser gebremst. Wer den Bohrer ansetzt, merkt schnell: ohne festen Standpunkt driftet man zurück. Unter Wasser wird jede Routine zur Herausforderung.

Zwischen Taucherin und Signalfrau wird mit Signalleinen kommuniziert. Mithilfe von Vollgesichtsmasken, an denen Kameras befestigt werden, entstehen Aufnahmen, die auch Forschenden helfen, die selbst nicht tauchen. Denn Forschungstaucher:innen ermöglichen Wissenschaftler:innen, ihre Untersuchungsorte nicht nur von der Oberfläche aus zu betrachten, sondern das Ökosystem direkt zu erleben – mit allen Details, die Geräte allein nicht erfassen.

Der Kurs wird vom Forschungstauchzentrum am ZMT durchgeführt. Hier begleiten fünf erfahrene Kolleg:innen – Dr. Michael Schmid, Dr. Andreas Kunzmann, Dr. Marleen Stuhr, Ulrich Pint und Stefanie Bröhl – die Teilnehmenden Schritt für Schritt. Das Zentrum ist eines von nur acht in Deutschland, die diese anspruchsvolle Ausbildung anbieten dürfen. Am Ende steht die Prüfung der Deutschen Kommission für Forschungstaucher:innen. Wer besteht, ist „geprüfte Forschungstaucher:in“ der deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und zugleich „European Scientific Diver“.

Forschungstauchen öffnet den Weg in die Unterwasserwelt, dorthin, wo Daten, Proben und Beobachtungen direkt gesammelt werden. Es ist der Schlüssel, um komplexe Lebensräume wie Seegraswiesen oder Korallenriffe wirklich zu verstehen – und zugleich eine der anspruchsvollsten Arbeiten in der Meeresforschung.


Impressionen vom Forschungtstauchen am Stadtwaldsee