Messungen im Golf von Bengalen | Foto: Dieter Peterke
Messungen im Golf von Bengalen | Foto: Dieter Peterke

Im nördlichen Golf von Bengalen, beidseitig der Grenze zwischen Indien und Bangladesh, erstreckt sich der größte Mangrovenwald der Erde. Die Sundarbans, die unter anderem auch den Bengaltiger beheimaten, zählen zu den produktivsten Ökosystemen der Welt. Mit jeder Flut wird das Feuchtgebiet über zahlreiche Kanäle und Ästuare überflutet. Mit dem einströmenden Wasser erweitert sich der Lebensraum für aquatische Organismen, und eine Vielzahl von Austauschprozessen zwischen Mangrovensediment und Wassersäule können stattfinden. In Abhängigkeit der regionalen Verhältnisse werden gelöste Stoffe und andere feste Substanzen aus den Mangrovenwäldern ausgewaschen oder auch eingetragen. Dazu gehören unter anderem Nährstoffe und organisches Material, die die Grundlage für die Primärproduktion der Mangrove und angrenzender Gebiete darstellen. Als UNESCO Weltnaturerbe und Biosphärenreservat sind in den Sundarbans die anthropogenen Einträge auf ein Minimum reduziert, sodass natürliche Stoffflüsse hier besonders gut beobachtet werden können.

Neben dem Matla-Ästuar innerhalb der Sundarbans wird im Rahmen des Projektes auch der Fluss Hooghly untersucht. Wie die Mangrovenkanäle wird auch der Fluss Hooghly aus dem Einzugsgebiet des Ganges gespeist. Im Gegensatz zum Matla fließt der Hooghly, ein mächtiger Seitenarm des Ganges und Lebensader Kolkatas, durch stark bevölkerte, industrialisierte Gebiete. Er dient mannigfaltigen Nutzungszwecken und religiösen Ritualen, und ist somit stark anthropogen geprägt. Der starke Gegensatz beider Arbeitsgebiete soll besser verstehen helfen, unter welchen Bedingungen Vibrio Cholerae sich ausbreitet und es zum Ausbruch der Cholera kommt.

Besonders die Dynamik und Zusammensetzung gelöster und partikulärer Nährstoffe in den Ästuaren und Flüssen geben Aufschluss über die Auswirkung der steuernden Faktoren, wie z.B. der starke saisonale Einfluss des Monsuns und der Tide, aber auch über die Nutzung der Wasserkörper und des Hinterlands. Vor diesem Hintergrund untersucht BIOVIBEN die Dynamik des Bakteriums Vibrio Cholerae mit dem Ziel, seine saisonale und räumliche Verbreitung und der Steuerungsmechanismen zu verstehen. Im Fokus des Interesses steht dabei die Interaktion zwischen Vibrios und suspendierten Partikeln sowie die Frage wie V. Cholerae, das vorwiegend im brakischen Milieu besteht und seine Pathogenität erlangt, in das Trinkwasser gelangen und dort überleben kann.

Schon 1884 entdeckte Robert Koch in dieser Region das Bakterium Vibrio Cholerae, den Erreger der Cholera, die auch heute noch mehrmals jährlich in der Region ausbricht. Obwohl bekannt ist, dass V. Cholerae von Natur aus in den Ästuaren Westbengalens vorkommt, gibt es bisher keine systematischen Studien zur kausalen Beziehung zwischen wasserchemischen Parametern und der saisonalen Dynamik der Choleraausbrüche. Im Projekt BIOVIBEN geht es darum, diese Zusammenhänge in enger Zusammenarbeit mit dem National Institute of Cholera and Enteric Diseases (NICED) in Kolkata genauer zu erforschen.

 

 

Projektpartner

 

Internationale Projektpartner

Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), Bremen



 
National Institute for Cholera and Enteric Diseases (NICED) (Kolkata, India)