1.2.17 | Wir gratulieren Anny Cardenas, die für ihre Promotion die Bestnote erhalten hat. Für ihre Forschung reiste sie nach Saudi-Arabien und untersuchte dort den Einfluss von Meeresverschmutzung auf Korallenriffe und ihre kleinsten Bewohner: die Mikroorganismen.
Weltweit nimmt die Verschmutzung von Küstengewässern zu. Die Folge sind häufige Algenblüten und eine hohe Belastung mit organischem Kohlenstoff. In seiner gelösten Form sind seine Teilchen kleiner als 0,45 µm und können von Bakterien leicht abgebaut und genutzt werden. Insbesondere bestimmte Zuckermoleküle führen dazu, dass Bakterien bestens gedeihen.
Auch in Korallenriffen kommen Bakterien vor und übernehmen wichtige Aufgaben im Riff, wie zum Beispiel als eine Art Lotsen für die Ansiedlung von Korallenlarven. Was aber passiert mit diesen Bakteriengemeinschaften, wenn das Meer mit gelöstem organischem Material überdüngt ist? Mit dieser Frage beschäftigte sich Cardenas bei ihrer Feldarbeit in Saudi Arabien und in einer Versuchsreihe in der Meerwasseranlage des ZMT.
„Ich konnte feststellen, dass sich die Zusammensetzung der Bakterienarten deutlich ändert“, berichtet Anny Cardenas. „Pathogene Arten, die zahlreiche Virulenzfaktoren in ihrem Genom tragen, nahmen überhand. Man vermutet, dass diese opportunistischen Arten den Korallen Schaden zufügen können.“ Andere Gruppen mit vorteilhaften Eigenschaften wiederum verschwanden.
Für ihre Arbeit verwendete Cardenas Metagenom- und Metatranskriptom- Analysen, die Aufschlüsse zu den metabolischen Fähigkeiten der Mikroorganismen geben. So konnte sie herausfinden, dass sich bei einigen der untersuchten Bakterienarten der Stoffwechsel ändert: aus harmlosen Stoffwechselprodukten wurden Giftstoffe.
„Ein weiterer Faktor kann diese Probleme noch verschärfen“, meint Cardenas. „Auch die Ozeanversauerung hat Einfluss auf die Wasserchemie: gelöster anorganischer Kohlenstoff nimmt zu und verändert ebenfalls die Bakteriengemeinschaften.“