Die CAMPUS-PREIS-Jury und der Rektor der Universität Bremen mit PreistrVorne (v.l): Professorin Anna-Katharina Hornidge, Natalie Prinz, Dr. Jann Lasse Grönemeyer, Professorin Hildegard Westphal, Hintere Reihe (v.l.): Professor Andreas Breiter, Reiner Stoll, Dr. Rita Kellner-Stoll, Professor Bernd Scholz-Reiter, Fritz Habekuß, Michael Wolff | Foto: Felix Clebowski (Universität Bremen, ZMT)
Vorne (v.l): Professorin Anna-Katharina Hornidge, Natalie Prinz, Dr. Jann Lasse Grönemeyer, Professorin Hildegard Westphal, Hintere Reihe (v.l.): Professor Andreas Breiter, Reiner Stoll, Dr. Rita Kellner-Stoll, Professor Bernd Scholz-Reiter, Fritz Habekuß, Michael Wolff | Foto: Felix Clebowski (Universität Bremen, ZMT)

20.04.2018 | Am Donnerstagabend, 19. April 2018, wurde der CAMPUS PREIS: Forschen für nachhaltige Zukunft an zwei junge Forschende aus Bremen verliehen. Die Auszeichnung in der Kategorie Masterarbeit ging an Natalie Prinz aus einem gemeinsamen Studiengang des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) und der Universität Bremen. Jann Lasse Grönemeyer von der Universität Bremen wurde für seine Dissertation gewürdigt.

Der CAMPUS PREIS zeichnet herausragende Abschlussarbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Universität Bremen aus, die sich thematisch der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen, dem Schutz der Umwelt, des Klimas und der Meere widmen. Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung wird jährlich von der KELLNER & STOLL-STIFTUNG FÜR KLIMA UND UMWELT, dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), der Universität Bremen und dem Verein Alumni der Universität Bremen e.V. ausgelobt.

Bei einer feierlichen Veranstaltung an der Universität Bremen würdigte die Jury vor rund einhundert geladenen Gästen die Abschlussarbeiten der Meeresbiologin Natalie Prinz und des Mikrobiologen Jann Lasse Grönemeyer.

 

 

Preisträgerin forschte auf den Cookinseln

Natalie Prinz, M.Sc., ist Absolventin des Master-Studiengangs ISATEC (International Studies of Aquatic Tropical Ecology). Er wird gemeinsam von der Universität Bremen und dem ZMT angeboten. Im Rahmen ihrer Masterarbeit, die am ZMT betreut wurde, forschte sie auf den Cookinseln im Südpazifik. Ein Großteil der lokalen Bevölkerung lebt vom Tourismus, insbesondere Tauchen und Schnorcheln ist bei Reisenden populär. Bei Schnorcheltouren versuchen Veranstalter und Touristen möglichst viele Fische mit Brotfütterung anzulocken. Natalie Prinz untersuchte jetzt erstmals, welche ökologischen Folgen das zusätzliche Futter auf Korallenrifffische in der dortigen Aitutaki Lagune hat. In ihrer Studie fokussierte sie sich außerdem auf soziale Komponenten. Prinz interviewte Touristen und Veranstalter auf den Cookinseln, um herauszufinden, ob die Brotfütterung das Erlebnis des Schnorchelns für Teilnehmende verbesserte, oder es möglichweise gar eine Diskrepanz in der Wahrnehmung beider Gruppen gab.

„Hervorzuheben sind nicht nur die empirischen Anteile der Studie, sondern die starke Kommunikation vor Ort und das Einbeziehen verschiedener Stakeholder, was für eine Masterarbeit ungewöhnlich ist“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Reiner Stoll von der Bremer KELLNER & STOLL-STIFTUNG FÜR KLIMA UND UMWELT hob in seiner Laudatio den fortwährenden Einsatz der Preisträgerin hervor: „Natalie Prinz hat mit Abgabe ihrer Masterarbeit nicht aufgehört, an ihrer Fragestellung zu arbeiten, sondern weiterhin den Kontakt zu örtlichen Behörden und den verschiedenen Interessengruppen gehalten, um ihre Ergebnisse vorzustellen. So konnte sie die Zusage erreichen, dass diese in den Managementplan für die Lagune Eingang finden werden.“

Nachhaltige Landwirtschaft in der Region des Okavangos im Fokus

Der Preisträger in der Kategorie Dissertation, Dr. Jann Lasse Grönemeyer, wurde in Mikrobiologie an der Universität Bremen promoviert. In seiner Doktorarbeit widmete er sich mit Nutzpflanzen assoziierten Bakterien und ihrer Bedeutung für eine nachhaltige Landwirtschaft in der Region des Okavangos. Erträge aus der Landwirtschaft nehmen in den trockenen Subsahara-Gebieten Afrikas kontinuierlich ab. Ackerböden verlieren durch Überbewirtschaftung an Stickstoff, der für das Pflanzenwachstum nötig ist.

Grönemeyer untersuchte sogenannte „Rhizobien“, die Luftstickstoff in eine für Pflanzen nutzbare Form umwandeln können. In Symbiose mit Hülsenfrüchten wie Bohnen können diese Bakterien den gesamten Stickstoffbedarf der Wirtspflanze decken. Durch DNA-Analysen identifizierte er 20 verschiedene Rhizobien-Arten in der Region, die er in Feldexperimenten auf ihre Eigenschaften untersuchte. Aus besonders effizienten Stämmen entwickelte der Nachwuchswissenschaftler ein an lokale Umweltbedingungen angepasstes „Inokulant“ – vergleichbar mit einer Art Impfmittel, das die Symbioseleistung und somit die Stickstoffproduktion erhöht. Dieses Inokulant wird kurz vor der Saat mit den Pflanzensamen vermischt und kann als kosteneffektive und umweltverträgliche Alternative zu Mineraldüngern eingesetzt werden. Bei seinen Studien arbeitete Grönemeyer eng mit Paraökologen und Kleinbauern in der Okavango Region zusammen.

„Die Arbeit besticht durch lokale Relevanz“, hieß es von Seiten der Jury. „Sie räumt auf mit dem durch externe Organisationen vorangetriebenen Vorgehen, nach wie vor verbreitet in der heutigen Entwicklungszusammenarbeit, und setzt stattdessen sehr erfolgreich auf das Wissen und die Kompetenz der örtlichen Bevölkerung.“

Laudatorin Anna-Katharina Hornidge, Leiterin der Abteilung Sozialwissenschaften am ZMT und Professorin für Sozialwissenschaften in den marinen Tropen an der Universität Bremen, erklärte: „Jann Lasse Grönemeyer hat mit den Menschen vor Ort auf Augenhöhe kooperiert und basierend auf den lokal vorhandenen Wissensbeständen wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig gesellschaftlich eingebettete Handlungsansätze entwickelt. Dieser Ansatz, von lokalen Praktiken inspirierte und in diese zurückfütternde Forschung zu betreiben, ist von grundlegender Bedeutung, wenn die Forschung zur nachhaltigen Weiterentwicklung des existierenden landwirtschaftlichen Produktionssystems beitragen soll.“

„Der CAMPUS PREIS ist innerhalb und außerhalb der Universität Bremen sichtbar geworden“

Der CAMPUS PREIS: Forschen für nachhaltige Zukunft wurde 2018 zum zweiten Mal verliehen. Die Nominierungen für den Preis kamen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen der Universität Bremen – von Produktionstechnik über Sozial- und Rechtswissenschaften bis zur marinen Biologie. Diesund spiegelt die Vielfalt der Nachhaltigkeitsforschung auf dem Campus wider.

In seiner Begrüßungsrede sagte Professor Bernd Scholz-Reiter, Rektor der Universität Bremen: „Der CAMPUS PREIS ist innerhalb und außerhalb der Universität Bremen sichtbar geworden. Das sehen wir nicht nur an der gestiegenen Anzahl von sehr guten Nominierungen. Der CAMPUS PREIS rückt herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den Blickpunkt der Öffentlichkeit und verleiht der Forschung für Nachhaltigkeit und marine Wissenschaft Gewicht und Beachtung.“

„Durch die eingereichten Arbeiten wird klar, dass die Herausforderung der Nachhaltigkeit eine Aufgabe ist, die disziplinenübergreifend bewältigt und im globalen Zusammenhang gesehen werden muss“, betonte Hildegard Westphal, wissenschaftliche Direktorin des ZMT und Professorin für die Geologie der Tropen an der Universität Bremen.

Das Bremer Cello-Quartett »Not Sweet« unter der Leitung von Götz Kelling-Urban eröffnete die Festveranstaltung mit dem Stück „La Follia” von Antonio Vivaldi.

Im Vorfeld der Preisverleihung hatte eine Jury die eingereichten Arbeiten anhand der Kriterien des CAMPUS PREISES bewertet und die Sieger ausgewählt. Die Jurymitglieder waren Dr. Rita Kellner-Stoll und Reiner Stoll von der KELLNER & STOLL-STIFTUNG, ZMT-Direktorin Professorin Hildegard Westphal, Professorin Anna-Katharina Hornidge, Leiterin der Abteilung Sozialwissenschaften am ZMT, Professor Andreas Breiter, Konrektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer an der Universität Bremen, sowie Justus Notholt, Professor für Erdfernerkundung von der Universität Bremen, Michael Wolff, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Alumni der Universität Bremen sowie ZEIT-Redakteur Fritz Habekuß vom Ressort „Wissen“.

Über den CAMPUS PREIS: Forschen für nachhaltige Zukunft:
Der CAMPUS PREIS: Forschen für nachhaltige Zukunft rückt herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, die mit ihren besonderen Ansätzen, Methoden, Ergebnissen und deren Praxisrelevanz und Akteurseinbindung eine auszeichnungswürdige Forschungsarbeit im Themenfeld Nachhaltigkeit geleistet haben. Die Auszeichnung, dotiert mit 3.000 Euro, wird von der KELLNER & STOLL-STIFTUNG FÜR KLIMA UND UMWELT, dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), der Universität Bremen und dem Verein Alumni der Universität Bremen ausgelobt. Die Bremer Unternehmen ADLER Solar, REETEC und ecolo – Agentur für Ökologie und Kommunikation unterstützen den CAMPUS PREIS.

Weitere Informationen: www.campuspreis.de