23.02.18 | Am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) läuft derzeit ein spezieller Kurs, in dem Studierende zu Forschungstaucherinnen und -tauchern ausgebildet werden. Die 14-tägige Schulung in Bremen ist der erste Teil einer fünfwöchigen Ausbildung und umfasst neben viel Theorie vor allem Praxiseinheiten, die den Studierenden einiges abverlangen. Wir haben den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei ihrem Training am Unisee in Bremen mal über die Schulter geschaut.
Wassertemperatur: 11° Celsius, Lufttemperatur: 0,5° Celsius. Über dem Bremer Stadtwaldsee hängt noch der Morgennebel. Auf dem Steg am DLRG-Haus hat die Tauchgruppe bereits ihre Ausrüstung angelegt. Einige sitzen in Taucheranzug, mit Flossen und Tarierweste am Rand des Anlegers, die Tauchflasche auf dem Rücken. Wahrscheinlich haben sich die sieben angehenden Forschungstaucherinnen und - taucher ihre Ausbildung an einem Institut, das vornehmlich in den Tropen forscht, etwas wärmer vorgestellt. Doch im ersten Teil des Forschungstauchkurses am ZMT heißt es: rein in den kalten Unisee. Natürlich nur mit entsprechendem Equipment. Alle Auszubildenen tragen Trockentauchanzüge, mit denen man sogar in der Arktis bei bis zu -2° Celcius tauchen kann.
„Mit ihrem Abschluss bekommen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer ein weltweit gültiges Zertifikat als ausgebildete Forschungstaucher. Das schließt das Tauchen sowohl im Kaltwasser als auch im Warmwasser ein“, erklärt Dr. Andreas Kunzmann, Ausbilder für Forschungstauchen am ZMT, fügt jedoch lächelnd hinzu. „Aber im zweiten Teil des Kurses wird es wärmer. Dann gehen wir für drei Wochen nach Eilat in Israel, wo auch die Prüfung absolviert wird.“
Die richtige Ausrüstung, intensive theoretische Vorbreitung aber vor allem viel Taucherfahrung sind Voraussetzung, um sich zum Forschungstaucher ausbilden zu lassen. „Man braucht den Nachweis des Brevet CMAS Zwei-Sterne Tauchers oder Padi Rescue Divers, muss 30 Tauchstunden im Logbuch haben, davon müssen fünf Tauchgänge tiefer als 25 Meter und 15 Tauchgänge in 15 bis 25 Meter Tiefe gewesen sein“, erläutert Dr. Michael Schmid, Leiter des Zentrums für Forschungstauchen am ZMT.
Sicherheit steht bei der Ausbildung an oberster Stelle, betonen Schmid und Kunzmann. Deshalb wird dieses Thema nicht nur in der Theorie im Detail vermittelt, sondern vor allem im Praxisteil des Kurses wieder und wieder duchgenommen. Unterstützt werden die beiden Ausbilder durch Uli Pint, Stefanie Bröhl und Dr. Sebastian Ferse.
An zwei Tagen der zweiwöchigen Ausbildung werden beispielweise von morgens bis abends verschiedene Unfallszenarien simuliert und die zu treffenden Rettungsmassnahmen durchgespielt. „Dieser Drill muss einfach sitzen, da gibt es kein Wenn- und Aber“, sagt Schmid. „Rettungsmaßnahmen inklusive Herz-Lungen-Wiederbelebung sind einfach lebenswichtig und werden immer wieder geübt“, ergänzt Kunzmann.
Michael Schmid und Andreas Kunzmann sind von der deutschen Berufsgenossenschaft anerkannte Ausbilder für das Forschungstauchen. „Berufsgenossenschaft deshalb, weil es beim Forschungstauchen um Arbeit unter Wasser geht“, so Schmid. „Das macht auch den Unterschied zum Sporttauchen aus.“
Und was lernt man unter Wasser? „Wir bringen den Studierenden bei, unter Wasser beispielweise mit dem Bohrer zu arbeiten, Leinengrids für Transekte auszulegen, Proben aus dem Sediment oder Wasser zu nehmen oder eine Unterwasserinstallation anzubringen“, beschreibt Tauchleiter Schmid die Übungen des Lehrgangs. „Für ihre Arbeit müssen die Forscherinnen und Forscher eine Vielzahl an Daten unter Wasser sammeln, um bestimmte wissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten. Jeder Tauchgang muss daher präzise und umfassend an Land vorbreitet und geplant werden.“