Die CAMPUS-PREIS-Jury mit Preisträger Dr. Martin C. Lukas Von links: Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter, Dr. Rita Kellner-Stoll, Reiner Stoll, Prof. Dr. Hildegard Westphal, Fritz Habekuß, Dr. Martin C. Lukas, Prof. Dr. Justus Notholt und Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge. Copyright: Harald Rehling / Universität Bremen / ZMT

27.4.17 | Zum ersten Mal wurde am Mittwoch (26. April 2017) der CAMPUS PREIS: Forschen für nachhaltige Zukunft in Bremen vergeben. Preisträger ist Dr. Martin C. Lukas, der für seine Doktorarbeit über die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Ursachen und Folgen von küstennaher Landnutzung in Indonesien ausgezeichnet wurde.

Der CAMPUS PREIS würdigt herausragende Abschlussarbeiten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Bremen, die sich thematisch der nachhaltigen Nutzung von Ressourcen, dem Schutz der Umwelt, des Klimas und der Meere widmen. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird jährlich von der KELLNER & STOLL-STIFTUNG FÜR KLIMA UND UMWELT, dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und der Universität Bremen ausgelobt.

Bei der feierlichen Veranstaltung vor rund 100 Gästen am ZMT würdigte die Jury den Geographen Dr. Martin C. Lukas vom artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen für seine Arbeit über die komplexen Ursachen von Bodenerosion und Sedimenteinträgen in Flüsse und Küstenökosysteme auf Java – eines der zentralen Umweltprobleme der indonesischen Insel und anderer tropischer Regionen.

Dabei spielen vielschichtige natürliche und durch den Menschen verursachte Faktoren eine Rolle, die oftmals noch nicht hinreichend untersucht sind. In seiner Doktorarbeit beschäftigt sich Martin C. Lukas mit dieser Problematik am Beispiel der Segara Anakan Lagune und ihrem Einzugsgebiet auf der indonesischen Insel Java. In der Landessprache ging der Bremer Wissenschaftler im Austausch mit der einheimischen Bevölkerung und politischen Instanzen vor Ort der Frage nach, warum Maßnahmen gegen Bodenerosion und Sedimenteintrag bisher weitgehend erfolglos blieben.

Im Fokus der Studien stand ein empfindliches, sich rasch veränderndes Mensch-Umwelt-System mit dem größten verbliebenen Mangrovenbestand Javas und ökologisch wertvollen Spezies und Habitaten. Trotz jahrzehntelanger, millionenschwerer Interventionen internationaler Geldgeber und einer Fülle von Studien halten Sedimentation und Mangrovendegradierung allerdings an. Das Wissen über die gesellschaftlichen Ursachen dieser Prozesse war bisher äußerst begrenzt. Martin C. Lukas konnte nun nachweisen, dass teilweise falsche Annahmen, sogenannte ‚Umweltmythen‘, den erfolglosen Eingriffen zugrunde lagen.

Die Jury, bestehend aus Dr. Rita Kellner-Stoll und Reiner Stoll von der KELLNER & STOLL-STIFTUNG, ZMT-Direktorin Prof. Dr. Hildegard Westphal, Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Leiterin der Abteilung Sozialwissenschaften am ZMT, Prof. Dr. Andreas Breiter, Konrektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. Justus Notholt, Professor für Erdfernerkundung (beide Universität Bremen) und ZEIT-Redakteur Fritz Habekuß (Ressort Wissen), hatte die eingereichten Arbeiten mit den Kriterien des CAMPUS PREISES bewertet und den Sieger einvernehmlich ausgewählt. Die Nominierungen kamen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen der Universität von Produktionstechnik über Sozialwissenschaften bis zur marinen Biologie und spiegeln damit die Vielfalt der Nachhaltigkeitsforschung auf dem Campus wider.

„Die Dissertation von Martin Lukas sticht durch ihre Fachlichkeit, den geleisteten Transfer in mehrfacher Hinsicht und die Nachhaltigkeit des Forschungsansatzes heraus. Die Bandbreite in der Methodik und die Interdisziplinarität sind überzeugend. Martin Lukas wendet sozial- wie naturwissenschaftliche Techniken gleichermaßen fundiert an“, begründet die Jury ihre Entscheidung.

„Die Arbeit wählt einen Ansatz, bei dem ein Problem völlig neu bis in die politische Ebene hinein durchgedacht wurde. Es handelt sich um eine ebenso mutige wie alltagspolitisch relevante Forschung, die Aufklärung im besten Sinn des Wortes leistet. Außerdem adressiert sie ein Problem von hoher umweltpolitischer Relevanz nicht nur in Indonesien”, erklärt Prof. Dr. Hildegard Westphal, Direktorin des ZMT und Gastgeberin der Preisverleihung.

„Mit seiner Forschung leistet Martin Lukas einen elementaren Beitrag zu einem besseren Verständnis der rapiden, sozial-ökologischen Veränderungen auf Java. Er widerlegt gängige Erklärungsansätze als ‚Umweltmythen‘ und gibt ganz neue Einblicke in die Triebkräfte der Veränderungen“, ergänzen Dr. Rita Kellner-Stoll und Reiner Stoll als Vorsitzende des Kuratoriums der KELLNER & STOLL-STIFTUNG FÜR KLIMA UND UMWELT.

Prof. Dr.-Ing. Bernd Scholz-Reiter, Rektor der Universität Bremen, lobt die gesellschaftspolitische Relevanz der Arbeit: „Martin Lukas Ergebnisse erklären die mangelnde ökologische und soziale Nachhaltigkeit bisheriger Interventionen und tragen maßgeblich zu weiteren Debatten über künftige ökologisch wie sozial nachhaltigere Managementansätze bei“, so Scholz-Reiter.

Bei seinen Studien verknüpfte Martin C. Lukas historische, fernerkundliche, kartierende und verschiedene sozialwissenschaftliche Ansätze und Methoden. So rekonstruierte er nicht nur den historischen Verlauf rapider Verlandung an der Küste, sondern analysierte auch Landnutzungs- und andere Umweltänderungen und deren Ursachen im gesamten Einzugsgebiet der Lagune. Ebenso untersuchte Lukas Ansätze politischer Regulierung bis hin zu den Konsequenzen aus Kriegen und Bürgerkriegen auf die Landnutzung.

In ihrer Laudatio zur Verleihung betonte Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge den interdisziplinären Ansatz in Martin C. Lukas Forschung: „Die Arbeit von Dr. Lukas zeichnet sich durch immense empirische Tiefe und Datenvielfalt aus, die eine interdisziplinär multiperspektivische Analyse ermöglicht. Was häufig unter ‚Feldforschung in schwierigen Kontexten’ diskutiert wird, hat Dr. Lukas unter hohem persönlichen Einsatz in die Lage versetzt, einen wichtigen Beitrag zum Aufbrechen disziplinärer und vornehmlich auf westlicher Empirie basierender Analyseansätze zu leisten“, sagte Hornidge.

Der Preisträger selbst gab am Abend in einer anschaulichen Präsentation einen Überblick über seine Forschungsergebnisse. „Ich hoffe, dass meine Offenlegung der zahlreichen Konflikte um Land und Wald-Ressourcen politischen Druck ausübt, der zur Konfliktlösung beitragen kann. Eine Bewältigung dieser historisch verwurzelten Konflikte ist nicht nur von zentraler Bedeutung für ein nachhaltigeres Boden-, Wald-, Flusseinzugsgebiets- und Küstenzonenmanagement. Sie ist auch als Teil der (noch fragilen) Demokratisierung Indonesiens dringend geboten“, erklärte Dr. Martin C. Lukas.

„Für mich ist der Preis eine große Auszeichnung. Ich bedanke mich ganz herzlich bei der KELLNER & STOLL - STIFTUNG, den Sponsoren, der Jury und allen, die an der Gestaltung der heutigen Preisverleihung mitgewirkt haben, sowie bei allen, die meine Arbeit unterstützt haben – insbesondere bei Prof. Dr. Michael Flitner, dem Betreuer meiner Arbeit“, so Lukas weiter.

Für die musikalische Untermalung der Preisverleihung sorgte das Cello-Quartett »Not Sweet« unter der Leitung von Götz Kelling-Urban.

Weitere Informationen zum CAMPUS PREIS: Forschen für nachhaltige Zukunft www.campuspreis.de