Ferngesteuerte Unterwasservideos liefern neue Erkenntnisse zu Laichansammlungen des Sattel-Forellenbarschs im Südpazifik
Versammeln sich Fische zum Laichen, ist das für die Fischerei potenziell attraktiv. An diesen Orten und zu den Laichzeiten sind allgemein hohe Fangerträge zu erwarten. Zugleich sind diese Orte sehr wichtig für die Bestandserhaltung der dort laichenden Fischarten. Mithilfe von ferngesteuerten Unterwasservideos (Remote underwater videos – RUV) hat ein internationales Team von Wissenschaftler:innen die Laichansammlungen von Sattel-Forellenbarschen (Plectropomus laevis) im Südpazifik untersucht. Die Studie unter Leitung des Französischen Nationalen Instituts für Meereswissenschaften und -technologie (IFREMER) und mit Beteiligung des Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) liefert wertvolle Informationen über die Laichgebiete und das Balzverhalten der Art sowie über mögliche Schutzmaßnahmen. Sie ist im ICES Journal of Marine Science erschienen.
Der Sattel-Forellenbarsch ist ein beliebter Speisefisch, der stark befischt wird. In einigen Regionen des Südpazifiks wurden bereits Bestandsrückgänge gemeldet. Forschende des IFREMER und des ZMT wollten mehr über die Laichansammlungen dieser bislang wenig erforschten Art herausfinden, auch um mögliche Empfehlungen für deren Schutz zu geben. Über einen Zeitraum von elf Monaten setzte das Forschungsteam unter der Leitung der IFREMER-Forscherin Dominique Pelletier eine Reihe von Kameras in einer Riffpassage vor Neukaledonien im Südpazifik ein. Die ferngesteuerten Unterwassersysteme wurden an drei Stationen in unterschiedlichen Wassertiefen angebracht. Die entstandenen Videoaufnahmen zeigten, dass die Sattel-Forellenbarsche sich monatlich zwischen November und April zum Laichen versammeln. Die Männchen zeichneten sich während der Laichzeit durch eine ausgeprägte Balzfärbung aus, der Fischbestand stieg in diesem Zeitraum deutlich an.
Die Studie lieferte jedoch nicht nur neue Informationen über die Laichansammlungen dieser Art, ihre jahreszeitlichen Schwankungen und ihre räumliche Verteilung in der Riffpassage. Sie hilft auch dabei, kritische Habitate zu identifizieren und besser zu schützen. „Die Erkenntnisse über die zeitliche und räumliche Dynamik der Laichansammlungen können genutzt werden, um gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln, wie zum Beispiel saisonale Fischereisperren oder die Ausweisung von Meeresschutzgebieten“, sagt Annette Breckwoldt, Senior Scientist am ZMT und Mitautorin der Studie. Das trage zum langfristigen Erhalt der Fischbestände bei, was wiederum der Fischerei und damit den lokalen Küstengemeinden, aber auch dem Riff-Ökosystem und den dazugehörigen Lagunengebieten zugutekäme.
Die Studie zeigt zudem das Potenzial von ferngesteuerten Unterwasservideos für die Meeresforschung und das Fischereimanagement auf. Sie haben nach Ansicht der Autor:innen gleich mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Überwachungsmethoden. „Ferngesteuerte Videokameras sind weniger störend als tauchergestützte Untersuchungen“, so Erstautor Erwan Saulnier vom IFREMER, der jetzt in der Fischereibehörde der Regierung der Falklandinseln arbeitet. „Diese Technik ist kostengünstiger, kann unter verschiedenen Bedingungen eingesetzt werden und ermöglicht detaillierte Beobachtungen des Fischverhaltens.“
Über einen Zeitraum von elf Monaten setzte das Forschungsteam eine Reihe von Kameras in einer Riffpassage vor Neukaledonien im Südpazifik ein. | Foto: M. Juncker, IFREMER
Publikation:
Erwan Saulnier, Annette Breckwoldt, Marianne Robert, Dominique Pelletier, Remote underwater video for monitoring reef fish spawning aggregations, ICES Journal of Marine Science, Volume 82, Issue 1, January 2025, fsae194, https://doi.org/10.1093/icesjms/fsae194