Eine Frau mit langen dunklen Haaren steht an einem Rednerpult, vor ihr steht ein Laptop und hinter ihr ist eine Roll-Up banner aufgebaut
Beim Mangroven-Zukunftstag hielt Dr. Véronique Helfer vom ZMT einen Impulsvortrag zum Thema "Carbon and biodiversity credits: A guiding tool for mangrove management?" | Foto: Andreas Süß

Mangrovenwälder als Lösung für die Klima- und Biodiversitätskrise? Expert:innen diskutieren in Berlin über die Bedeutung von Mangrovenwäldern weltweit und für Deutschland

Mangrovenwälder haben einen unschätzbaren Wert für Mensch und Natur in den Tropen: Sie schützen Küsten vor Erosion und Stürmen, speichern immense Mengen an Kohlenstoff und bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig sichern sie die Lebensgrundlage von Millionen Menschen weltweit. Doch Mangroven sind bedroht: Durch Abholzung, Umweltverschmutzung und den Klimawandel gehen diese ökologisch und wirtschaftlich wertvollen Lebensräume alarmierend schnell verloren. Um auf die Bedeutung der Mangrovenwälder aufmerksam zu machen und konkrete Lösungen für ihren Schutz und ihre Wiederherstellung zu entwickeln, haben das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), der WWF Deutschland und die Zoologischen Gärten Berlin zum Mangroven-Zukunftstag eingeladen. Die Veranstaltung bringt Forschende, politische Entscheidungsträger*innen und Vertreter*innen der Gesellschaft im Tierpark Berlin an einen Tisch, um Strategien für eine nachhaltige Zukunft zu diskutieren. Gleichzeitig bietet die Veranstaltung die Möglichkeit, neue Partnerschaften für eine zielgruppengerechte Kommunikation und Bildung zu initiieren, um diese Thematik künftig noch effektiver in der Gesellschaft zu adressieren.
 
Eröffnet wird die Veranstaltung von Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung: „Mangroven sind ein unverzichtbarer Bestandteil gesunder Meeresökosysteme und essenziell für den Küstenschutz. Der Mangroven-Zukunftstag ist eine wichtige Gelegenheit, um die in Deutschland ansässige Expertise in einem Raum zusammenzubringen und den Mangrovenschutz weltweit voranzutreiben.“
 
Dr. Véronique Helfer, Mangrovenökologin am ZMT, Sprecherin des ZMT im Leibniz-Forschungsnetzwerk Biodiversität und Initiatorin des bereits zum dritten Mal stattfindenden Mangroven-Zukunftstags, betont: „Am ZMT sehen wir Mangroven als Schlüsselfaktoren für eine nachhaltige Entwicklung. Wir freuen uns, beim Mangroven-Zukunftstag erneut Menschen und Ideen zusammenzubringen. Auch bei dieser Veranstaltung konnten wir innovative Lösungen diskutieren, die sowohl den sozialen Wert dieser Wälder sichern als auch ihre nachhaltige Nutzung fördern.“
 
Mitveranstaltet wird der Mangroven-Zukunftstag vom WWF Deutschland, der in Mittelamerika und Ostafrika mehrere Feldprojekte zum Schutz dieser Küstenwälder durchführt. Axel Krumsiek, Leiter Meeresschutz beim WWF Deutschland, erklärt: „Mangroven sind Klimaschützer, Lebensraum und Einkommensquelle zugleich. Der Schutz dieser einzigartigen Wälder muss Priorität haben – nicht nur für die Natur, sondern auch für die Menschen. Wir arbeiten gemeinsam mit den vor Ort lebenden Gemeinden daran, die Mangroven nachhaltig zu schützen und langfristig nachhaltige Lebensgrundlagen zu schaffen.“
 
Die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen, Kathrin Moosdorf: „Mangroven sind einzigartige Ökosysteme und ein wichtiger Lebensraum für unzählige Tierarten. Sie dienen als Kinderstube für marines Leben, sind hocheffiziente CO2-Speicher und bieten einen natürlichen Schutz für Küsten vor Stürmen. Trotz ihrer enormen Bedeutung sind Mangroven weltweit bedroht. Die Wissenschaft spielt eine entscheidende Rolle, um diese Entwicklung aufzuhalten und umzukehren. Mit guten Forschungsansätzen und den richtigen Methoden können wir Mangroven gezielt schützen und ihre Regeneration vorantreiben. Der Wissenschaftsstandort Bremen ist ein Leuchtturm bei den Meereswissenschaften. In Bremen und Bremerhaven engagieren sich eine Vielzahl international renommierter Forschungseinrichtungen dafür, die Mangroven und das Leben in den Ozeanen nachhaltig zu schützen und wiederzubeleben.“
 
„Als zoologische Einrichtung sehen wir es als unsere Aufgabe, Menschen einen Zugang zur Natur zu ermöglichen und sie für den Schutz unserer Umwelt zu sensibilisieren. Mit knapp sechs Millionen Besuchenden pro Jahr haben wir eine einzigartige Gelegenheit, ein breites Publikum zu erreichen und aufzuklären. Umweltbildung ist ein zentraler Baustein unserer Arbeit, und wir glauben fest daran, dass kontinuierliche Bildungsarbeit einen entscheidenden Beitrag zum Natur- und Artenschutz leisten kann“, erklärt Gastgeber und Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. Mit ihrem Artenschutzprogramm Berlin World Wild unterstützen die Zoologischen Gärten seit 2022 gezielt die wichtige Forschung des ZMT, um den Schutz bedrohter Ökosysteme wie der Mangroven voranzutreiben.
 
Eindrücke vom Mangroven-Zukunftstag am 17.12.204 im Tierpark Berlin | Fotos: Andreas Süß, ZMT
 
Hintergrund Mangroven
Mangrovenwälder sind einzigartige Küstenökosysteme, die in tropischen und subtropischen Regionen weltweit vorkommen. Sie bestehen aus einer Vielzahl von Baumarten, die spezielle Wurzelsysteme entwickelt haben, mithilfe derer sie in den oft weichen, sumpfigen Böden von Küstenregionen überleben können. Diese Bäume zeichnen sich durch zahlreiche Anpassungen an salzhaltige und wechselnde Umweltbedingungen aus und bilden eine besondere Brücke zwischen Land und Meer.
 
Diese Wälder spielen eine entscheidende Rolle im Umweltschutz: Sie schützen Küsten vor Erosion, indem sie das Land stabilisieren und als natürliche Barrieren gegen Stürme und Fluten wirken. Besonders in Zeiten des Klimawandels, in denen extreme Wetterereignisse zunehmen, sind Mangroven somit von unschätzbarem Wert. Zudem speichern Mangroven große Mengen Kohlenstoff und leisten so einen beachtlichen Beitrag zum globalen Klimaschutz. Schätzungen zufolge können Mangroven bis zu fünfmal mehr Kohlenstoff speichern als die gleiche Fläche tropischer Regenwald.
 
Neben zahlreichen Ökosystemleistungen für Menschen sind Mangrovenwälder wichtig für die Artenvielfalt und bieten einen Lebensraum für zahlreiche Tierarten, darunter Fische, Vögel und Insekten, die auf die speziellen Bedingungen im Küstenlebensraum angewiesen sind. Sie sind Laich- und Aufwuchsgebiete für Fische, Krebse und Garnelen, von denen einige später Korallenriffe oder andere Ökosysteme der Küstengewässer bevölkern. Mangrovenwälder und ihre Ressourcen stellen außerdem eine wertvolle Nahrungsquelle für viele Küstengemeinden dar und unterstützen deren Wirtschaft durch Fischerei und Tourismus. Trotz ihrer Bedeutung sind Mangroven weltweit gefährdet. Durch Abholzung für die Landwirtschaft, insbesondere für den Anbau von Palmöl und Reis, sowie durch Umweltverschmutzung und den Klimawandel verschwinden sie in alarmierendem Tempo. Der Verlust von Mangrovenwäldern gefährdet nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Lebensgrundlagen der Menschen, die von ihnen abhängen. Ihr Schutz und ihre Wiederherstellung sind daher dringende globale Aufgaben, um sowohl die Natur als auch die betroffenen Gemeinschaften zu unterstützen.